Unser OK-Mitglied Sigrid Brenner ist ihrer schweren Krankheit erlegen. Wir gedenken ihrer in Trauer und Dankbarkeit für alles, was sie für das Deutsche Reanimationsregister getan hat. Ruhe in Frieden, Sigrid
Außerhalb eines Krankenhauses, und damit meist ohne professionelle medizinische Hilfe im direkt greifbaren Umfeld, werden allein hierzulande pro Jahr mindestens 50.000 Menschen reanimationspflichtig. Es ist die nüchterne Beschreibung einer lebensbedrohlichen Situation:
Der eigentlich gleichmäßige Schlag des Herzens ist aus dem Takt geraten.
Leitstellendisponenten, Rettungskräfte, Klinikärzte und Pflegekräfte - sie alle laufen nach Absetzen des Notrufs zur Höchstform auf. Greift die Rettungskette nahtlos und zügig ineinander, kann wertvolle und überlebensentscheidende Zeit gewonnen werden. Damit auch eines der weltweit besten Gesundheitswesen noch besser werden kann, braucht es somit mehr Menschen, die die Minuten, bis professionelle Hilfe zur Stelle ist, mit einer Herzdruckmassage überbrücken. Denn ob ein Herz schlussendlich zurück in seinen Takt findet, entscheidet sich meist in genau diesem Zeitraum.
Dass wir in naher Zukunft Wiederbelebungsmaßnahmen durch medizinische Laien als selbstverständlich voraussetzen können, ist einer der Aufträge, die im Jahr 2014 in Bad Boll als „10 Thesen für 10.000 Leben" zusammengetragen wurden und die in diesen Tagen in der nunmehr 6. Auflage der Reanimationsgespräche von den Initiatoren evaluiert und weiterentwickelt werden.
Noch sind die Zahlen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ernüchternd: Im Jahr 2017 wurde nicht einmal bei der Hälfte aller Herz-Kreislauf-Stillstände eine Reanimation durch Laien begonnen. Doch dass laut Statistik vor vier Jahren, im Gründungsjahr der Bad Boller Reanimationsgespräche, nicht mal jeder dritte Ersthelfer mit Wiederbelebungsmaßnahmen
begann, zeigt uns: Wir haben den richtigen Weg eingeschlagen.
In Initiativen wie beispielsweise dem im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit gegründeten „Nationalen Aktionsbündnis Wiederbelebung" finden die Bad Boller Thesen Niederschlag. Die einfache und klare Botschaft „Prüfen. Rufen. Drücken." hilft dabei, bestehende Ängste, Vorbehalte und Hemmschwellen in der Bevölkerung gegenüber der Durchführung einer Laienreanimation abzubauen. Auch die jährliche „Woche der Wiederbelebung", deren Schirmherrschaft ich im Jahr 2018 innehatte, macht den Menschen Mut, sich im wahrsten Sinne des Wortes ein Herz zu fassen, und trägt zu einer höheren Wiederbelebungsrate bei.
Um spürbare Verbesserungen geht es auch bei der Neuorganisation der Notfallstrukturen. Bagatelleinsätze im Rettungsdienst schränken die Kräfte für echte Notfälle ein. Die Bundesregierung hat daher den Aufbau von gemeinsamen Notfallleitstellen und integrierten Notfallzentren auf ihre Agenda für die aktuelle Legislaturperiode gesetzt. Notfall-Anliegen können so besser und bedarfsgerechter gesteuert werden. Das Gesetz für schnellere Termine und bessere Versorgung stellt erste Weichen hierzu.
Es freut mich, dass Vertreterinnen und Vertreter der initiierenden Organisationen sich zum nunmehr sechsten Mal in Bad Boll zusammensetzen, um die verschiedenen Aspekte der Reanimation und der Post-Reanimationsbehandlung zu beleuchten, sodass die Überlebensraten nach einem Herz-Kreislauf-Stillstand in Deutschland und Europa weiter steigen. Ich wünsche dabei anregende Gespräche und viele gute Erkenntnisse!
Jens Spahn
Bundesminister
Mitglied des Deutschen Bundestages